Die Pfarrkirche zu Wiesmath liegt
auf einer Hügelkuppe, die zu drei Seiten mäßig, an der Ostseite jedoch stark
abfällt. Warum die Kirche gerade an dieser Stelle steht, berichtet folgende Sage:
"An der Stelle, wo heute die Pfarrkirche von Wiesmath steht, befand sich
ursprünglich eine Wiese. „Eines Tages", so erzählt die Sage, „mähte einer
der ersten Ansiedler an dieser Stelle, und plötzlich schlug er mit seiner Sense
an einen harten Gegenstand. Als er nachsah, fand er im Gras eine schöne
geschnitzte Figur des Jesuskindes, welche er mit seiner Sense in die Stirne
geschnitten hatte. Er trug nun das Jesuskind auf einen in der Nähe gelegenen
Hügel (Rosenhügel oder Treitlerriegel), wo die Bewohner des Ortes eine Kirche
zu bauen beabsichtigten. Aber siehe da! Am nächsten Tag war das Jesuskind
wieder an der Stelle, wo es gefunden worden war. Die Leute erblickten darin
einen Wink des Himmels und erbauten an der Fundstelle eine Kirche, auf deren Hochaltar
noch heute das Jesuskind in einem zierlichen Glaskasten steht und an seiner
Stirne die Spur eines Sensenhiebes zeigt. Von jener Zeit an wurde der Ort
Wiesmath (abgeleitet von Wiesenmahd) genannt."
Ursprünglich wurde die heutige Kirche
als Burg erbaut und später in eine Kirche umgewidmet.
Im Zuge von Umbauten um 1498 wurde
die Pfarrkirche den Kirchenpatronen Petrus und Paulus geweiht.
Wie häufig bei den Wehrbauten der Buckligen Welt, ist vom Wehrkirchhof nicht
viel übrig geblieben, dafür die Kirche selbst als Wehrkirche erhalten. Wie in
den meisten Dörfern der Buckligen Welt wurde die Kirche nicht nur zum Dienste
Gottes, sondern auch zur Verteidigung und zum Schutz der vom Feinde so oft bedrängten
Ortsbevölkerung erbaut. Sie war die einzige Wehrkirche der Buckligen Welt mit
einem Viehhof. Als sogenannte "Kirchenlacke" bestand der Wassergraben
bis zum Jahr 1874.
Türken und Kuruzzen
Das Jahr 1529 brachte auch für
Wiesmath durch die Türkeneinfälle eine schwere Zeit. Ein Haus in der Rotte
Stadtweg heißt heute noch "beim Türk - Eidler". Auch im Jahr 1683
hatte der Ort unter den Einfällen der Türken zu leiden. Als Zufluchtsorte
galten die Wehrkirche in Wiesmath und die Burg Stickelberg.
Im Jahr 1702 begannen die Kuruzzen, ungarische Rebellen, gegen die
habsburgische Herrschaft mit ihren Einfällen. Die Wiesmather Bevölkerung
flüchtete wieder in die Kirche und von da aus nach Stickelberg in eigens
hergestellten unterirdischen Gängen. Einen solchen Gang gab es längs des
Platzes von der Pfarrkirche weg zum Beisteiner-Haus (Beisteiner-Schlosser).
Einer soll in den Gensleitengraben und einer in die Schorin geführt haben.
Überreste solcher Fluchtgräben sind auch noch in Geretschlag zu finden.
Die Sage „Der Meisterschuss“
erzählt, dass der Anführer der Kuruzzen auf dem Moiser-Riegel vor seinem Zelt
gesessen sei, um ein gebratenes Huhn zu verspeisen. Plötzlich wurde ihm das
Huhn von einem Armbrustbolzen, der vom Wiesmather Kirchturm abgeschossen worden
war, aus der Hand gerissen. Der Kuruzzenführer war darüber nicht wenig
erschrocken und sandte einen Boten nach Wiesmath hinein, der nachfragen sollte,
wer die Befehlshaber von Wiesmath seien. Die Wiesmather gaben ihm zur Antwort:
"Petrus und Paulus, unsere Kirchenpatrone!" Dann stürmten die Männer
aus ihren unterirdischen Verstecken hervor, um die Feinde anzugreifen.
Daraufhin ergriffen die Kuruzzen die Flucht und Wiesmath wurde von ihnen nie wieder
belästigt.
Der Turm erhielt am Beginn des
18. Jhdts. einen barocken Turmhelm, auch der Innenraum der Kirche wurde
barockisiert. Die letzte umfassende Renovierung erfolgte 2014.
Der Turm bietet bei klarem Wetter
dem Betrachter einen weiten Ausblick - im Westen bis zu den schneebedeckten
Gipfeln von Rax, Schneeberg und Schneealpe, während im Osten die silbrig
glänzende Fläche des Neusiedler Sees erkennbar ist.
Adresse
Hauptplatz
2811 Wiesmath
zum Lageplanfür Pfarrkirche St. Peter und Paul
Kontakt
Pfarramt Wiesmath
Hauptplatz 1
2811 Wiesmath
Telefon 02645/2232
mail@pfarrewiesmath.at